Deutsche Tageszeitung - Magdeburg bekommt keine Chip-Fabrik - Intel gibt Pläne auf

Magdeburg bekommt keine Chip-Fabrik - Intel gibt Pläne auf


Magdeburg bekommt keine Chip-Fabrik - Intel gibt Pläne auf
Magdeburg bekommt keine Chip-Fabrik - Intel gibt Pläne auf / Foto: © AFP/Archiv

Das Projekt einer großen neuen Chip-Fabrik in Magdeburg ist endgültig gescheitert. Der kriselnde US-Chiphersteller Intel erklärte am Donnerstagabend bei der Bekanntgabe seiner Quartalszahlen, den Bau aufzugeben. Sachsen-Anhalts Minister Präsident Reiner Haseloff (CDU) sprach von einem "schmerzlichen Tag". Geklärt werden muss nun, was mit dem riesigen Gelände passiert, das für den Fabrikkomplex vorgesehen war.

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Intel werde "nicht mehr mit geplanten Projekten in Deutschland und Polen fortfahren", erklärte das Unternehmen. Der US-Konzern meldete für das zweite Quartal erneut einen Milliardenverlust. Wegen der schwierigen Lage war der Bau der Fabrik in Sachsen-Anhalt bereits im vergangenen Herbst auf Eis gelegt worden.

Es sei gut, "dass jetzt Klarheit herrscht", erklärte Ministerpräsident Haseloff. In Magdeburg bleibe der Fokus "auf Ansiedlung von High-Tech-Unternehmen". Die Entwicklung des für die Intel-Fabrik geplanten Gebietes werde fortgesetzt, es gebe "Anfragen namhafter Unternehmen".

Den ursprünglichen Plänen zufolge wollte Intel 30 Milliarden Euro in den Bau des Produktionskomplexes investieren. Der Bund hatte Subventionen in Höhe von rund zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Es müsse nun rasch geklärt werden, was mit dem Gelände geschieht, erklärte der AfD-Landtagsabgeordnete Matthias Liescke. Er forderte zudem Aufklärung in der Frage, ob im Fall Intel Steuergelder verschwendet wurden.

Der Linken-Landtagsabgeordnete Thomas Lippmann warf der Landesregierung vor, "alles auf eine Karte" gesetzt zu haben. "Etliche Millionen Euro sind aus dem Landeshaushalt für Vorleistungen in die Erschließung des Intel-Geländes geflossen". Das Land müsse nun "wieder zurück in staatliche Hand".

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Olaf Meister will den Blick nach vorne richten. "Jetzt ist der Weg frei für neue Ideen und Überlegungen zur Nutzung des Standorts", erklärte er. Er forderte, den Kurs von Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) fortzusetzen und zukunftsorientierte Großinvestitionen im Technologiebereich zu fördern.

Die IG Metall warnte, die Intel-Absage dürfe nicht dazu führen, dass die industriepolitischen Ambitionen für Sachsen-Anhalt oder den Bundesstandort als Ganzes infrage gestellt werden. Auf das bisher Geleistete - "von verfügbaren Flächen über Verkehrsanbindung bis hin zur Qualifizierung von bestehenden und kommenden Fachkräften" - lasse sich aufbauen.

Der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, begrüßte die Ansage von Intel dagegen, weil der Staat so zehn Milliarden Euro spare. Für die Region sei dies ein Rückschlag, aber industriepolitisch sei das Projekt ohnehin nicht sinnvoll gewesen, sagte er den Sendern RTL und ntv. "Da sollten Halbleiter hergestellt werden, die von der deutschen Industrie jedenfalls nicht so sehr gebraucht werden."

Intel hatte lange den Halbleitermarkt dominiert, kämpft aber bereits seit Jahren mit Problemen. Mittlerweile sind andere Firmen, darunter TSMC aus Taiwan führend in der Branche, überrascht wurde Intel von der Entwicklung bei Chips für Künstliche Intelligenz (KI).

Für das zweite Quartal gab der Konzern einen Verlust von 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,5 Milliarden Euro) bekannt. Auch die Zollpolitik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump wirkte sich demnach negativ aus. Neben dem Stopp seiner Projekte in Deutschland und Polen werde sich auch ein Bauprojekt im US-Bundesstaat Ohio verzögern, hieß es.

Der in Malaysia geborene Tech-Veteran und ehemalige Chef des Software-Unternehmens Cadence Design Systems, Lip-Bu Tan, hatte im März die Leitung von Intel übernommen und massive Stellenstreichungen angekündigt. 15 Prozent aller bisherigen Arbeitsplätze seien bereits abgebaut, teilte der Konzern nun mit. Bis Ende Juni schrumpfte die Zahl der Jobs von 125.000 auf 101.000, Ziel bis Ende des Jahres sind 75.000 Stellen.

(A.Nikiforov--DTZ)

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