Deutsche Tageszeitung - DIHK beklagt "Schneckentempo" beim Ausbau der Windenergie

DIHK beklagt "Schneckentempo" beim Ausbau der Windenergie


DIHK beklagt "Schneckentempo" beim Ausbau der Windenergie
DIHK beklagt "Schneckentempo" beim Ausbau der Windenergie / Foto: ©

Der schleppende Ausbau der Windenergie in Deutschland droht zur Belastung für die Wirtschaft zu werden. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte am Mittwoch vor Einschränkungen bei der Versorgungssicherheit und einem Scheitern der Bundesregierung beim Erreichen der Klimaziele. Deutschland sei beim Ausbau der Windenergie an Land "von der Überholspur auf den Standstreifen gewechselt", kritisierte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks in Berlin.

Textgröße ändern:

Die Unternehmen - nicht nur aus der Windkraftbranche - seien von diesem "Schneckentempo direkt betroffen", warnte Dercks. Denn durch den Atomausstieg bis 2022 und das bis 2038 angepeilte Ende der Kohleverstromung müsse die Energie aus anderen Quellen kommen. Mehr als die Hälfte der vom DIHK befragten Unternehmen spricht sich dabei für einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren aus.

Zwar löste die Windenergie im ersten Halbjahr 2019 mit 55 Terawattstunden (TWh) erstmals die Braunkohle (53 TWh) als Nummer eins bei der Stromerzeugung in Deutschland ab. Doch zugleich brach der Bau von neuen Anlagen deutlich ein - im ersten Halbjahr 2019 laut DIHK auf den niedrigsten Stand seit dem Start des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat angesichts dieser Entwicklung für den 6. September zu einem Windenergiegipfel in Berlin geladen.

Die Gründe für den Rückgang sind nach Einschätzung des DIHK vor allem auf langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren zurückzuführen. Hierbei helfe es bereits, wenn Gerichte und Genehmigungsbehörden mit entsprechendem Personal ausgestattet würden, sagte Dercks. "Dazu müssen noch nicht einmal Gesetze geändert werden."

Nötig seien zudem bundeseinheitliche Regeln, die den Unternehmen Planungssicherheit verschafften. So spielt etwa der Abstand von Windkraftanlagen zu Wohnhäusern in vielen Bundesländern eine zunehmende Rolle. Außerdem hat Deutschland im internationalen Vergleich besonders strenge Regeln beim Thema Flugnavigationsanlagen - mindestens 15 Kilometer muss der Abstand von Windrädern zum nächsten Drehfunkfeuer betragen.

Zugleich müsse sich die Bundesregierung "intensiv mit dem Thema Flächenkonkurrenz auseinandersetzen", forderte Dercks. Denn die Landesfläche der Bundesrepublik sei "endlich" - und damit auch der Zubau erneuerbarer Energien. Eine völlige Bedarfsdeckung mit in Deutschland produziertem Ökostrom ist aus Sicht des DIHK deshalb unrealistisch.

Dennoch müsse der Ausbau der Windenergie weitergehen, wenn die Ziele der Energiewende auch nur ansatzweise erreicht werden sollten. Zugleich sei ein schnellerer Ausbau bei der Photovoltaik nötig, um den fehlenden Ausbau der Windkraft an Land zumindest ein Stück weit auszugleichen.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Gesetzesvorhaben: Neuer Gebäudetyp E soll Bauen vereinfachen

Die Bundesregierung will mit einer Gesetzesreform das Bauen deutlich vereinfachen, Innovation fördern und so die Baukonjunktur wieder ankurbeln. Mit dem geplanten sogenannten Gebäudetyp E sollen Bauunternehmen einfacher von technischen Normen abweichen können, wie es am Freitag aus dem Bundesjustizministerium hieß. Eine entsprechende Gesetzesänderung im Bürgerlichen Gesetzbuch in Absprache mit dem Bundesbauministerium soll bald vorgelegt werden.

Automobilzulieferer ZF will bis 2028 bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Deutschlands zweitgrößter Automobilzulieferer, das Friedrichshafener Unternehmen ZF, will in den kommenden Jahren tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte ZF am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Weiter stark steigende Preise: Russische Zentalbank hebt Leitzinsen

Die russische Zentralbank hat im Kampf gegen die weiter stark steigenden Preise im Land ihre Leitzinsen erneut erhöht. Der zentrale Zinssatz steigt von 16 auf 18 Prozent, wie die Moskauer Notenbank am Freitag mitteilte. "Die Inflation hat sich beschleunigt und liegt deutlich über der April-Prognose", erklärte sie dazu. Es ist bereits die sechste Zinsanhebung in gut einem Jahr.

Automobilzulieferer ZF will bis zu 14.000 Stellen in Deutschland abbauen

Der Automobilzulieferer ZF in Friedrichshafen will tausende Stellen streichen. "Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden", erklärte das Unternehmen am Freitag. Bis Ende 2028 soll sich die Zahl der derzeit rund 54.000 Beschäftigten in Deutschland um 11.000 bis 14.000 reduzieren.

Textgröße ändern: