Deutsche Tageszeitung - EU-Kommission gibt trotz zu hoher Neuverschuldung grünes Licht für deutschen Haushalt

EU-Kommission gibt trotz zu hoher Neuverschuldung grünes Licht für deutschen Haushalt


EU-Kommission gibt trotz zu hoher Neuverschuldung grünes Licht für deutschen Haushalt
EU-Kommission gibt trotz zu hoher Neuverschuldung grünes Licht für deutschen Haushalt / Foto: © AFP/Archiv

Die EU-Kommission hat trotz einer absehbaren Neuverschuldung oberhalb der zulässigen Quote grünes Licht für den deutschen Haushalt für 2025 gegeben. Das Überschreiten der Neuverschuldung von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sei "vollständig durch den Anstieg der Verteidigungsausgaben" zu erklären und daher durch die sogenannte nationale Ausnahmeklausel gedeckt, erklärte die Kommission am Dienstag. Es werde daher kein Defizitverfahren gegen Deutschland eröffnet.

Textgröße ändern:

In der jährlichen Bewertung der nationalen Haushaltspläne durch die EU-Kommission wird eine Neuverschuldung Deutschlands in Höhe von 3,1 Prozent des BIP vorhergesagt. Damit verstößt Berlin eigentlich gegen die EU-Schuldenregeln, denn die Maastricht-Kriterien der EU erlauben nur eine Neuverschuldung von maximal drei Prozent und eine Gesamtverschuldung von maximal 60 Prozent.

Die EU hatte ihre Schuldenregeln jedoch erst kürzlich überarbeitet. Die Ausnahmeklausel im erneuerten Stabilitäts- und Wachstumspakt ist Teil des Wiederaufrüstungsplans für die EU. Sie ist auf vier Jahre befristet und ermöglicht Flexibilität für Verteidigungsausgaben in Höhe von 1,5 Prozent des BIP.

Auch der Bundeshaushalt 2026 übersteigt die eigentlich zulässige Neuverschuldung. Doch auch hier entspreche das prognostizierte Defizit von vier Prozent "angesichts der Flexibilität, die durch die nationale Ausnahmeklausel gewährt wird", den Empfehlungen des Rats der EU-Länder, heißt es in der Einschätzung der Kommission.

Gegen Finnland empfiehlt die EU-Kommission hingegen ein Defizitverfahren einzuleiten. Das Überschreiten der Drei-Prozent-Grenze bei der Neuverschuldung sei "nur teilweise" durch die Erhöhung der Verteidigungsausgaben zu erklären, heißt es in der Begründung. Die Kommissionsprognose sagt für Finnland eine Neuverschuldung von 4,5 Prozent des BIP im Jahr 2025 und von vier Prozent 2026 voraus.

Derzeit laufen bereits Defizitverfahren gegen neun EU-Länder: Österreich, Frankreich, Italien, Ungarn, Malta, Polen, Slowakei, Belgien und Rumänien. Die meisten dieser Länder sind nach Angaben der EU-Kommission auf einem guten Weg, ihr jährliches Defizit unter die Höchstmarke von drei Prozent zu drücken.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Tiktok will australisches Social-Media-Verbot für Kinder umsetzen

Die Videoplattform Tiktok hat angekündigt, das in Australien verhängte Social-Media-Verbot für Kinder in der kommenden Woche umzusetzen. Tiktok-Nutzende unter 16 Jahren würden "informiert, dass sie ihr bestehendes Konto nicht mehr nutzen können, das inaktiv wird", erklärte das Unternehmen, das zu dem chinesischen Bytedance-Konzern gehört, am Freitag. Das australische Gesetz greift ab kommendem Mittwoch.

Weiteres Plus bei den Aufträgen für die Industrie im Oktober

Die Auftragslage im Verarbeitenden Gewerbe hat sich im Oktober erneut verbessert. Das Ordervolumen stieg im Vergleich zum Vormonat um 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Für September war nach zuvor vier Rückgängen bereits ein Plus verzeichnet worden, das die Statistiker nun noch von 1,1 auf 2,0 Prozent nach oben korrigierten.

Anteil der Beschäftigten mit Niedriglohn unverändert bei 16 Prozent

Rund 6,3 Millionen Menschen in Deutschland zählten im April 2025 zum Niedriglohnsektor. Damit blieb der Anteil der Menschen mit Niedriglöhnen an allen Beschäftigungsverhältnissen wie bereits im Vorjahr bei 16 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Freitag mitteilte. Die Schwelle, ab der die Bezahlung als Niedriglohn zählt, stieg demnach von 13,79 Euro pro Stunde im Jahr 2024 auf nun 14,32 Euro.

US-"Kriegsminister": Kritik an Hegseth wird lauter

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sieht sich zunehmend scharfem Gegenwind ausgesetzt. Kongressabgeordnete der Republikaner und der Demokraten äußerten sich am Donnerstag in Washington entsetzt über die Tötung von zwei mutmaßlichen Drogenschmugglern, die einen von Hegseth angeordneten Angriff auf ihr Boot überlebt hatten. Eine Pentagon-Untersuchung ergab zudem, dass der Ressortchef mit der Weitergabe von Militärgeheimnissen im Chatdienst Signal Risiken für Soldaten in Kauf genommen habe.

Textgröße ändern: