Deutsche Tageszeitung - Scholz zeigt sich bei EU-Einlagensicherung für Bankkunden gesprächsbereit

Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild
Anzeige Bild

Scholz zeigt sich bei EU-Einlagensicherung für Bankkunden gesprächsbereit


Scholz zeigt sich bei EU-Einlagensicherung für Bankkunden gesprächsbereit
Scholz zeigt sich bei EU-Einlagensicherung für Bankkunden gesprächsbereit / Foto: ©

Kurz vor einem Treffen mit seinen EU-Kollegen hat sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) gesprächsbereit zu der seit Jahren blockierten europäischen Einlagensicherung für Bankkunden gezeigt. Eine verbesserte EU-Bankenunion "sollte eine Form eines gemeinsamen europäischen Einlagensicherungsmechanismus beinhalten", schrieb Scholz in einem Gastbeitrag für die "Financial Times" (Mittwochsausgabe). Der Vorstoß ist aber an viele Bedingungen geknüpft und nicht in der Bundesregierung abgestimmt.

Anzeige Bild

Textgröße ändern:

Die EU-Staaten hatten schon vor Jahren vereinbart, eine gemeinsame europäische Einlagensicherung für Guthaben von Bankkunden aufzubauen. Sie soll auch verhindern, dass Banken in Krisen noch stärker unter Druck geraten, weil Kunden ihre Gelder nicht mehr sicher glauben und abziehen. Die Bundesregierung hat Fortschritte jedoch jahrelang blockiert, weil sie zuerst einen deutlichen Abbau fauler Bankkredite in anderen Mitgliedstaaten will.

In der EU umgesetzt ist als Reaktion auf die Finanzkrise bereits eine stärkere Bankenaufsicht sowie ein Abwicklungsmechanismus für marode Institute. Die europäischen Finanzminister wollen am Donnerstag in Brüssel erneut über die Einlagensicherung beraten, die als dritte Säule der Bankenunion gilt.

Ein hochrangiger Vertreter der Eurozone zeigte sich "leicht optimistisch", dass nach Expertenberatungen die "politische Diskussion" darüber Anfang kommenden Jahres beginnen könnte. Es sei "das erste Mal", dass Länder ihre "roten Linien" bei dem sensiblen Thema verschöben, sagte er am Dienstag noch vor Veröffentlichung des deutschen Vorschlags.

"Nach jahrelanger Diskussion muss die Blockade beendet werden", forderte Scholz in der "Financial Times" mit Blick auf die Vollendung der EU-Bankenunion. Er verwies auf den Austritt Großbritanniens, mit dem auch der wichtige europäische Finanzplatz London die EU verlasse. Es seien nun "echte Fortschritte" nötig, damit die EU nicht "von Finanzdienstleistungen der USA oder Chinas abhängig" werde.

Scholz machte den Vorstoß aber ohne Rückendeckung der Koalitionspartner. Regierungssprecher Steffen Seibert sprach von einem "Diskussionsbeitrag des Finanzministers", über den die Bundesregierung erst noch beraten müsse.

Bei der EU-Einlagensicherung schwebt Scholz ein "europäisches Rückversicherungssystem" vor. Es könnte nationale Einlagensicherungssysteme, die bei Bankenkrisen an ihre Grenzen kommen, durch die Bereitstellung von Mitteln unterstützen - allerdings über rückzahlbare Kredite.

Scholz fordert aber zunächst eine Angleichung des Bankeninsolvenzrechtes in den Mitgliedstaaten. Zudem dürften Staatsanleihen in Bilanzen nicht mehr als "risikofreie Investition" eingestuft werden, schrieb er. Dies ist vor allem in hoch verschuldeten Ländern wie Italien ein Problem, wo Banken hohe Anteile an italienischen Staatspapieren halten, was im Fall einer Krise Probleme deutlich verstärken kann.

Auch bei der Reduzierung fauler Kredite in den Bankbilanzen bleibt Scholz hart. In einem Diskussionspapier des Bundesfinanzministeriums heißt es dazu, Ziel müsse ein Anteil von fünf Prozent brutto "in allen Mitgliedstaaten" sein. Von dieser Quote sind viele Länder noch weit entfernt.

Insbesondere die deutschen Sparkassen laufen seit Jahren gegen die Einlagensicherung Sturm. Sie warnen vor einer "Transferunion", bei der deutsche Kunden mit ihren Geldern für Einlagen bei maroden Banken in anderen Staaten haften.

Der Bundesverband deutscher Banken, der die Privatinstitute vertritt, sah aber positiv, dass der Vorschlag anders als ein Plan der EU-Kommission keine Vergemeinschaftung der Sicherungsgelder auf europäischer Ebene vorsieht. Tatsächlich will Scholz die Sicherungsgelder auf "nationale Kammern" in dem EU-System einzahlen lassen.

(W.Uljanov--DTZ)

Empfohlen

Rund 32.300 Prostituierte bei Behörden in Deutschland gemeldet

Ende 2024 waren bei den Behörden in Deutschland rund 32.300 Prostituierte gemeldet. Das waren 5,3 Prozent mehr als im Vorjahr, als rund 30.600 nach dem sogenannten Prostituiertenschutzgesetz gemeldet waren, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag erklärte.

Spahn rechtfertigt Beschlüsse zu Stromsteuer: Entlastung "nur in Schritten möglich"

Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) hat die Entscheidung der schwarz-roten Koalition gegen eine baldige Senkung der Stromsteuer für Privatleute gerechtfertigt. "Wir halten gemeinsam an dem Ziel fest, die Stromkosten für alle deutlich zu senken. Wir wollen aber eben auch solide Finanzen", sagte Spahn am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". "Und das ist nach drei Jahren Rezession dann nur in Schritten möglich."

Chinas Außenminister warnt EU vor "Konfrontation"

Chinas Außenminister Wang Yi hat die EU vor einer "Konfrontation" gewarnt. Bei einem Treffen mit der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas am Mittwoch in Brüssel habe Wang betont, dass China und die Europäische Union trotz ihrer Differenzen "nicht als Gegner betrachtet werden sollten", erklärte das chinesische Außenministerium am Donnerstag. Beide Seiten sollten "keine Konfrontation aufgrund von Meinungsverschiedenheiten suchen".

EU-Handelskommissar Sefcovic für Zoll-Verhandlungen in Washington

Knapp eine Woche vor Ablauf einer von US-Präsident Donald Trump gesetzten Frist im Zollstreit führt EU-Handelskommissar Maros Sefcovic am Donnerstag weitere Verhandlungen in Washington. Sefcovic plant Gespräche mit US-Handelsminister Howard Lutnick und dem Handelsbeauftragten Jamieson Greer, wie Brüssel in dieser Woche mitgeteilt hatte. Erste Entwürfe für eine grundsätzliche Vereinbarung liegen nach Aussage des EU-Kommissars schon vor.

Textgröße ändern:

Anzeige Bild