Deutsche Tageszeitung - Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland leiden unter Coronavirus-Folgen

Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland leiden unter Coronavirus-Folgen


Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland leiden unter Coronavirus-Folgen
Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland leiden unter Coronavirus-Folgen / Foto: ©

Die ungehemmte Ausbreitung des Coronavirus wird immer mehr zu einer Hypothek für die deutsche und europäische Wirtschaft. Jedes vierte kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland spürt laut Umfrage bereits die Auswirkungen der Epidemie. Hunderte europäische Firmen in China müssen ihre Umsatzvorhersagen deutlich senken. In Genf wurde eine internationale Uhrenmesse abgesagt. Derweil gaben die Börsenkurse erneut kräftig nach.

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Die Epidemie trifft längst nicht mehr nur Großkonzerne. Auch rund 25 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland spüren laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft die Auswirkungen, wie Mittelstandspräsident Mario Ohoven dem "Spiegel" sagte. "Das ergibt sich schon aus den weltweiten wirtschaftlichen Lieferverflechtungen."

So betrage das Handelsvolumen allein mit der Lombardei, die zu den vom Coronavirus besonders betroffenen Regionen in Europa gehört, rund 44 Milliarden Euro; das entspreche in etwa dem Japan-Geschäft. Ohoven rechnet mit deutlichen negativen Folgen für die deutsche Konjunktur: Er geht davon aus, dass die Wirtschaft 2020 so gut wie nicht mehr wachsen wird.

Spürbare Folgen für ihre Geschäfte beklagen in China tätige europäische Unternehmen. Rund 90 Prozent von ihnen sehen mittlere bis starke Auswirkungen auf ihre Tätigkeit in dem Land, wie aus einer Umfrage der deutschen Außenhandelskammer und der Handelskammer der Europäischen Union in China hervorgeht. Etwa die Hälfte der insgesamt 577 Mitte des Monats befragten Unternehmen müssen demnach ihre Geschäftsziele für dieses Jahr nach unten korrigieren.

Knapp die Hälfte der Firmen erwartet demnach bis Mitte des Jahres einen Umsatzrückgang im zweistelligen Bereich. Jedes vierte Unternehmen fürchtet laut Umfrage sogar einen Umsatzabsturz von mehr als 20 Prozent.

Das Geschäft wird den Firmen nach eigenen Angaben insbesondere durch die Schritte der chinesischen Behörden zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus und scharfe Quarantänevorschriften behindert. Die Hälfte der Befragten kritisiert uneinheitliche und häufig wechselnde Maßnahmen der Behörden.

In der Schweiz wurde aus Angst vor dem Virus die Genfer Uhrenmesse abgesagt. Wegen der jüngsten Entwicklungen bei der Ausbreitung des Coronavirus werde die für Ende April geplante Messe nicht abgehalten, erklärten die Organisatoren Sie verwiesen dabei auf die "Risiken" von Reisen und großen internationalen Treffen.

Im Schatten des Coronavirus gingen in Europa erneut die Börsen auf Tauchstation. Bis Mittag verlor der Deutsche Aktienindex rund 2,1 Prozent. Die Börsenbarometer in London und Paris sanken am Vormittag um jeweils 1,5 Prozent.

Auch außerhalb Europas entwickelt sich das Virus immer mehr zur Belastung für die Wirtschaft. Microsoft wird nach eigenen Angaben seine bisherige Umsatzerwartung für das laufende Quartal nicht einhalten können. Das Geschäft mit der Windows-Software sowie den Surface-Computern sei von der Epidemie stärker betroffen als zunächst erwartet

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank erwägen, ihr Frühjahrstreffen deutlich einzudampfen. Auf welcher Ebene und in welchem Umfang die Beratungen stattfinden werden, soll nach Angaben der beiden Institutionen in den kommenden Tagen bekanntgegeben werden.

(N.Loginovsky--DTZ)