Deutsche Tageszeitung - Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland zurückgegangen

Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland zurückgegangen


Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland zurückgegangen
Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland zurückgegangen / Foto: ©

Die Zahl der Ausbildungsverträge in Deutschland ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen: Sie sank um 1,2 Prozent auf 525.100, wie aus dem Entwurf des Berufsbildungsberichts 2020 hervorgeht, der AFP am Mittwoch in Berlin vorlag. Dagegen stieg die Zahl derjenigen, die eine Berufsausbildung aufnahmen, um 0,9 Prozent auf 730.300 an, was vor allem auf eine Zunahme bei der schulischen Ausbildung zurückgeht.

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Über den Bericht hatte zuerst das "Handelsblatt" berichtet. Laut Bundesbildungsministerium befindet sich der Entwurf derzeit in der Ressortabstimmung. Änderungen sind daher noch möglich.

Der Rückgang bei der Zahl der Ausbildungsverträge ist demnach vor allem auf ein Minus beim Handwerk sowie bei Industrie und Handel zurückzuführen. Zuwächse gab es dagegen im öffentlichen Dienst sowie bei freien Berufen. Der Anteil der schulischen Berufsausbildung stieg auf 30,5 Prozent, vor allem wegen eines Anstiegs in den Bereichen Gesundheit, Erziehung und Soziales um 3,9 Prozent.

Von den jungen Menschen, die eine Berufsausbildung aufnahmen, waren im vergangenen Jahr 47,4 Prozent Frauen. In der dualen Berufsausbildung betrug ihr Anteil allerdings nur 38,8 Prozent.

Der Rückgang bei der Zahl der Ausbildungsverträge betraf sowohl die betriebliche wie auch die überbetriebliche Ausbildung. Er wird unter anderem auf eine geringere Zahl von Schulabgängern mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss zurückgeführt, die sich in der Vergangenheit vorwiegend um solche Stellen beworben hatten. Auch seien Lücken in den vergangenen Jahren teilweise durch Bewerber mit Fluchthintergrund geschlossen worden, deren Zahl inzwischen aber wieder abnehme.

Rund 24.500 Interessenten bewarben sich laut dem Bericht erfolglos um eine Ausbildungsstelle. Hinzu kommen fast 50.000 Bewerber, die nach einer erfolglosen Ausbildungsplatzsuche weiterhin zur Schule gehen, jedoch nach wie vor Interesse an einer Lehrstelle haben.

Deutlich gesunken ist dagegen die Zahl der unbesetzten Lehrstellen. 53.100 Ausbildungsplätze blieben 2019 laut dem Bericht frei, 7,8 Prozent weniger als 2018. In den Vorjahren war diese Zahl stetig gestiegen, 2018 lag sie bei knapp 58.000.

Die Zahl der Ausbildungsbetriebe in Deutschland stabilisierte sich dem Bericht zufolge nach einem deutlichen Rückgang in den Vorjahren. Ihr Anteil an den Unternehmen insgesamt lag demnach 2018 bei 19,7 Prozent, 0,1 Prozentpunkte weniger als im Jahr zuvor. Allerdings nahm die Zahl der ausbildenden Betriebe sogar geringfügig auf 427.287 zu. Der prozentuale Rückgang ergab sich aus einer Zunahme der Zahl der Betriebe insgesamt. 2009 hatte der Anteil allerdings noch 23,3 Prozent betragen.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte davor, dass es wegen der Corona-Krise zu einem Einbruch bei der Berufsausbildung im kommenden Ausbildungsjahr kommen könne. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack verwies im "Handelsblatt" auf die hohe Zahl von Betrieben mit Kurzarbeit. Auch Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer hob in der Zeitung hervor, es müsse "unbedingt vermieden werden, dass Betriebe,die von der Krise massiv betroffen sind, in der Folge ihre Ausbildungsleistung einschränken oder gar einstellen müssen".

Besorgt über die geringe betriebliche Ausbildungsquote äußerte sich der FDP-Bildungsexperte Jens Brandenburg. "Fehlende Ausbildungsplätze sind der Fachkräftemangel von morgen", erklärte er in Berlin.

(N.Loginovsky--DTZ)