Deutsche Tageszeitung - Historischer Preisverfall für Erdöl geht weiter

Historischer Preisverfall für Erdöl geht weiter


Historischer Preisverfall für Erdöl geht weiter
Historischer Preisverfall für Erdöl geht weiter / Foto: ©

Nach dem historischen Kurssturz an der Börse in New York hat sich der Preisverfall für US-Öl am Dienstag fortgesetzt: Am letzten Handelstag für Lieferungen im Mai lag der Preis an der Londoner Börse für die US-Referenzsorte WTI weiter im Minus. Auch die Preise für spätere Liefertermine sackten vor dem Hintergrund der andauernden Corona-Krise ab. Die Preise für die zuletzt vergleichsweise stabile Nordseesorte Brent fielen auf das niedrigste Niveau seit fast 20 Jahren.

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Der Preis für ein Barrel WTI zur Lieferung im Mai fiel nach anfänglichen Gewinnen an den asiatischen Handelsplätzen an der Börse in London bis Mittag auf minus 7,80 Dollar pro Barrel (ein Barrel sind 159 Liter). Auch die zuletzt deutlich über 20 Dollar notierten Kurse für Lieferungen im Juni sackten um knapp 15 Prozent auf 17,38 Dollar ab. Ab Mittwoch werden Termingeschäfte für Juni die neue Referenz an den Ölmärkten; am Dienstag konnten letztmals Verträge für Mai gekündigt werden.

Angesichts der geringen Nachfrage wegen der Coronavirus-Pandemie war der Preis für WTI am Montag erstmals in seiner Geschichte ins Minus gerauscht. An der New Yorker Börse lag der Schlusspreis bei minus 37,63 Dollar pro Barrel. Das bedeutete, dass Händler bereit waren, Käufern Geld für die Abnahme des Rohöls zu bieten.

Hintergrund ist neben der Coronavirus-Pandemie, dass Mai-Terminverträge nur noch bis Dienstag verkauft werden können, die Erdöl-Lager aber nahezu voll sind. Deswegen gibt es nahezu keine Abnehmer mehr.

Am Dienstag geriet dann auch der Preis für die zuletzt vergleichsweise stabile Nordseesorte Brent ins Rutschen. An der Londoner Börse wurde ein Barrel Brent zur Lieferung im Juni am Vormittag vorübergehend unter 20 Dollar gehandelt. Später erholte sich der Kurs wieder und notierte über der Schwelle, die Verluste betrugen dennoch weiterhin knapp 16 Prozent zum Vortag.

Der Erdölpreis war bereits in den vergangenen Wochen wegen der Coronavirus-Pandemie drastisch abgerutscht. Die Nachfrage nach dem Rohstoff hat in der Corona-Krise deutlich nachgelassen. Die Pandemie hat weltweit zu einer drastischen Abnahme der globalen wirtschaftlichen Aktivitäten sowie des Straßen- und Luftverkehrs geführt, weshalb weniger Öl gebraucht wird.

Zwar einigten sich die wichtigsten Förderländer kürzlich auf eine Senkung der Produktion, um den Preis wieder nach oben zu bringen. Sie vereinbarten, im Mai und Juni fast zehn Millionen Barrel Öl weniger täglich zu produzieren. Die Maßnahme blieb bislang jedoch weitgehend wirkungslos. Zugleich sind die Öllager in den USA voll. Da die Lagerung teuer ist, bezahlen viele Investoren Geld an die Abnehmer, um den Rohstoff loszuwerden.

US-Präsident Donald Trump will den dramatischen Absturz des Erdölpreises dafür nutzen, die strategischen Ölreserven seines Landes aufzustocken. Seine Regierung wolle die Reserven um bis zu 75 Millionen Barrel erhöhen, sagte Trump am Montag während seines täglichen Briefings zur Corona-Krise im Weißen Haus.

Diese Menge an Rohöl soll nach Angaben des Präsidenten jedoch nur aufgekauft werden, wenn der US-Kongress dem zustimmt - oder wenn die Regierung die Kosten durch die Vermietung von Lagerflächen in Bundeseinrichtungen kompensieren kann.

(W.Budayev--DTZ)