Deutsche Tageszeitung - AOK-Institut: Wenige Post-Covid-Betroffene - aber lange Ausfallzeiten

AOK-Institut: Wenige Post-Covid-Betroffene - aber lange Ausfallzeiten


AOK-Institut: Wenige Post-Covid-Betroffene - aber lange Ausfallzeiten
AOK-Institut: Wenige Post-Covid-Betroffene - aber lange Ausfallzeiten / Foto: © AFP/Archiv

Das sogenannte Post-Covid-Syndrom, eine Langzeitfolge von Corona, betrifft nach einer AOK-Analyse nur wenige Menschen - sorgt aber für lange Ausfallzeiten. Wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (Wido) am Donnerstag in Berlin berichtete, waren etwa 2,3 Millionen der bei der Kasse versicherten Erwerbstätigen von Pandemiebeginn bis Ende 2022 wegen einer Covid-19-Erkrankung mindestens einmal arbeitsunfähig geschrieben. Das betraf knapp 30 Prozent. Knapp ein Prozent - insgesamt 71.651 Beschäftigte - litt unter Post Covid.

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Dabei hatten die jeweiligen Virusvarianten unterschiedliche Auswirkungen. Zwischen September und Dezember 2021, als die Delta-Variante dominierte, folgte demnach bei 2,5 Prozent der akut Erkrankten eine Post-Covid-Erkrankung. Damit war deren Anteil doppelt so hoch wie zum Höhepunkt der Omikron-Variante mit einer Post-Covid-Rate von 1,1 Prozent. Auch die Dauer der Arbeitsunfähigkeit aufgrund einer Post-Covid-Erkrankung war während der Verbreitung der Delta-Variante mit durchschnittlich 43,2 Tagen deutlich länger als bei Omikron mit 30,9 Tagen.

Post Covid oder Long Covid beschreibt die Langzeitfolgen, die nach einer Sars-CoV-2-Infektion bei Erwachsenen, seltener auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten können. Konkret definiert werden mittlerweile als Long Covid solche Symptome, die nach einer akuten Infektion oder Erkrankung auch nach mehr als vier Wochen noch nicht abklingen.

Das Post-Covid-Syndrom (PCS) bezeichnet Beschwerden, die noch mehr als zwölf Wochen nach der Infektion oder Erkrankung bestehen oder neu auftreten und mindestens zwei Monate anhalten. Häufige Beschwerden sind starke Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme - auch als Gehirnnebel bezeichnet - Müdigkeit, Kurzatmigkeit, psychische Probleme, Riech- und Schmeckstörungen oder Organschäden.

Laut der AOK-Analyse wurde bei mehr als acht Prozent aller Post-Covid-Erkrankungen auf der Krankschreibung zusätzlich ein akuter Infekt der oberen Atemwege vermerkt. Weitere, ebenfalls häufig dokumentierte Probleme sind vor allem Unwohlsein und Ermüdung mit 4,7 Prozent, Kurzatmigkeit mit 3,4 Prozent, Husten mit knapp zwei Prozent und Kopfschmerzen mit 1,4 Prozent.

Wie die Wido-Auswertung weiter zeigt, gab es bei Berufen in der Kinderbetreuung und -erziehung mit 32.240 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte im bisherigen Pandemieverlauf die meisten akuten Covid-Erkrankungen. Bei Post-Covid-Erkrankungen liegen sie hinter den Beschäftigten in der Ergotherapie. Besonders viele Arbeitsausfälle wegen akuter Covid-Diagnosen gab es zudem in Berufen der Sozialverwaltung und -versicherung, der pharmazeutisch-technischen Assistenz und unter Medizinischen Fachangestellten.

hex

(I.Beryonev--DTZ)

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