Deutsche Tageszeitung - Deutsche Industrie warnt vor Nafta-Verhandlungen vor neuen Handelbarrieren

Deutsche Industrie warnt vor Nafta-Verhandlungen vor neuen Handelbarrieren


Deutsche Industrie warnt vor Nafta-Verhandlungen vor neuen Handelbarrieren
Deutsche Industrie warnt vor Nafta-Verhandlungen vor neuen Handelbarrieren / Foto: ©

Zu Beginn der Verhandlungen über eine Neuordnung des 23 Jahre alten Handelsabkommens Nafta zwischen den USA, Kanada und Mexiko hat die deutsche Industrie vor neuen Handelsbarrieren gewarnt. "Ziel darf nicht sein, den grenzüberschreitenden Handel mit neuen Barrieren auszubremsen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Joachim Lang. Die erste Gesprächsrunde von Unterhändlern der USA, Mexikos und Kanadas begann am Mittwoch in Washington.

Textgröße ändern:

US-Präsident Donald Trump hatte das Abkommen im Wahlkampf wiederholt als "Katastrophe" bezeichnet. Es habe den Arbeitern in den Vereinigten Staaten geschadet und viele Jobs gekostet, monierte er. Seine Drohung, aus Nafta auszusteigen, nahm Trump mittlerweile zurück, er will stattdessen die Bedingungen neu verhandeln. Die erste Verhandlungsrunde soll bis Sonntag dauern, am 5. September beginnt die zweite Runde in Mexiko-Stadt. Experten erwarten zähe Verhandlungen, die sich über Jahre hinziehen könnten.

Eine erfolgreiche Modernisierung des Abkommens könne aber auch positive Impulse setzen, sagte Lang. Grundsätzlich sei es für ihn nachvollziehbar, dass Länder ihre Handelsabkommen überarbeiten wollten. Ziel einer Modernisierung von Abkommen müsse sein, Veränderungen wie die Digitalisierung des Handels oder neuartige Wertschöpfungsketten zu berücksichtigen, stellte Lang klar. Das Niveau der Marktöffnung müsse aber mindestens aufrechterhalten werden. "Auch für die US-Regierung muss oberste Priorität sein, dass der Nafta-Markt offen bleibt und noch bestehende Hürden für Handel und Investitionen weiter abgebaut werden", forderte Lang.

Für die deutsche Industrie sei Nafta von großer Bedeutung. Im Jahr 2015 seien rund 5800 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung im Naftaraum tätig gewesen. Viele der in Kanada, Mexiko und den USA aktiven deutschen Unternehmen produzierten grenzübergreifend für die Märkte Nordamerikas.

Die Deutsch-Mexikanische Industrie- und Handelskammer erwartet schwierige Gespräche. Der Handelsexperte Björn Lisker sagte dem Bayerischen Rundfunk, die Grundhaltung der USA sei "im Moment schwer einzuschätzen". "Wir rechnen schon mit komplizierten Verhandlungen", sagte er dem Sender Bayern 2.

Lisker erwartet dabei auch ein Entgegenkommen der mexikanischen Seite. "Die Mexikaner werden sicherlich auch Zugeständnisse machen", sagte er. Die Lösung sei dabei aber "mehr Handel - nicht weniger". Kanada will sich bei der Neuverhandlung von Nafta für die Aufnahme von Umweltschutz-Bestimmungen einsetzen, wie Außenministerin Chrystia Freeland am Montag ankündigte.

Nafta ist einer der weltweit umfangreichsten Handelsverträge und seit 1994 in Kraft. Das Abkommen besiegelt den nahezu unbeschränkten Zugang zu Gütern und Dienstleistungen in den USA, Kanada und Mexiko, die zusammen 478 Millionen Einwohner haben. Ausgehandelt wurde es unter US-Präsident George Bush, unterzeichnet von dessen Nachfolger Bill Clinton.

(L.Møller--DTZ)

Empfohlen

Klingbeil bringt umfassende Steuerentlastungen für Unternehmen auf den Weg

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) bringt umfassende Steuersenkungen für Unternehmen auf den Weg. Dies geht aus einem entsprechenden Gesetzentwurf hervor, der der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag vorlag. Klingbeil setzt damit Maßnahmen um, auf die sich Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag verständigt hatten. Geplant sind unter anderem Sonderabschreibungen für Investitionen und eine Senkung der Körperschaftsteuer.

Studie: Mütter empfinden Leben in Deutschland ungerechter als Väter

Mütter empfinden das Leben in Deutschland einer Umfrage zufolge ungerechter als Väter. Das geht aus der sogenannten Sozialstudie der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderstiftung des Pharmakonzerns Bayer hervor, die am Sonntag in Leverkusen veröffentlicht wurde. So waren 61 Prozent der befragten Mütter der Ansicht, dass harte Arbeit in Deutschland nicht belohnt werde. Bei den Vätern lag der Anteil bei knapp unter 50 Prozent.

Urteil zu Onlinesuche: Google kündigt "zu gegebener Zeit" Berufung an

Der Internetkonzern Google hat angekündigt, möglicherweise Rechtsmittel gegen ein Urteil gegen ihn wegen wettbewerbswidriger Praktiken bei der Onlinesuche einzulegen. Der Konzern bereite sich darauf vor, "zu gegebener Zeit Berufung" gegen das Urteil vom vergangenen Jahr einzulegen, erklärte Google am Samstag im Onlinedienst X. Einen Tag zuvor hatte das Unternehmen bei einer Anhörung dafür plädiert, eine Forderung des US-Justizministeriums zur Abtrennung der Suchmaschine Chrome zurückzuweisen.

Trump löst mit angekündigten 50-Prozent-Zöllen auf Stahl und Aluminium Irritationen aus

US-Präsident Donald Trump hat mit einer erneuten Verschärfung seiner Zollpolitik international Irritation ausgelöst. Am Freitag (Ortszeit) kündigte Trump in seinem Onlinedienst Truth Social bereits für Mittwoch eine Verdoppelung der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium auf 50 Prozent an. Die EU, die derzeit mit den USA über Zollfragen verhandelt, äußerte ihr Bedauern über den Schritt. Die Bundesregierung kündigte für Donnerstag den ersten Besuch von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei Trump an, die Handelspolitik soll ein zentrales Thema der Gespräche sein.

Textgröße ändern: