Deutsche Tageszeitung - Nach Verabschiedung der Rentenreform in Frankreich weiten sich die Proteste aus

Nach Verabschiedung der Rentenreform in Frankreich weiten sich die Proteste aus


Nach Verabschiedung der Rentenreform in Frankreich weiten sich die Proteste aus
Nach Verabschiedung der Rentenreform in Frankreich weiten sich die Proteste aus / Foto: © AFP

Einen Tag nach der Verabschiedung der umstrittenen Rentenreform in Frankreich weiten sich die Proteste aus. An mehreren Orten blockierten Demonstranten am Dienstag Autobahnen, Treibstoffdepots sowie die Zufahrt zum Atomkraftwerk in Bugey bei Lyon. In Amiens zerstörten Gegner der Rentenreform das Wahlkreisbüro eines republikanischen Abgeordneten. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will sich am Mittwoch in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung wenden.

Textgröße ändern:

Am Vortag war die Regierung nur knapp ihrem Sturz entkommen. Da sie zwei Misstrauensanträge überstand, ist die Rentenreform, die das Rentenalter schrittweise bis 2030 von 62 auf 64 Jahre anhebt, angenommen. Das Verfahren wurde durch den viel kritisierten Verfassungsartikel 49.3 ermöglicht; die Opposition kündigte eine Verfassungsklage an.

Premierministerin Elisabeth Borne traf am Vormittag in der Nationalversammlung mit Abgeordneten der Regierungsmehrheit zusammen, um sich für deren Unterstützung der Reformpläne zu bedanken. Regierungssprecher Olivier Véran hatte betont, die Premierministerin genieße innerhalb der Regierung weiterhin das Vertrauen. "Das Gesetz ist verabschiedet und wird formell veröffentlicht werden, wir warten nur noch darauf, dass der Verfassungsrat es billigt", sagte Véran dem Sender RTL.

Nach Demonstrationen und Ausschreitungen nahm die Polizei in der Nacht zum Dienstag fast 300 Menschen in Gewahrsam, davon allein 234 in Paris. In der französischen Hauptstadt hatten Demonstranten zahlreiche Mülleimer in Brand gesetzt, die Feuerwehr musste nach Angaben der Polizei etwa 240 Mal ausrücken.

Eine Gewerkschaft im Energiesektor kündigte Proteste in Form von gezielten Stromabschaltungen an. "Wir wollen zeigen, dass wir entschlossen sind, unsere Wut ist groß", sagte Sébastien Menesplier von der CGT-Energie.

Angesichts erster Versorgungsschwierigkeiten an Tankstellen kündigte die Regierung an, beim Treibstoffdepot in Fos-sur-Mer Personal zum Dienst zu verpflichten. Im Großraum Marseille fehlte am Dienstag an jeder zweiten Tankstelle mindestens eine Sorte Treibstoff. Landesweit herrscht in acht Prozent der Tankstellen Treibstoffmangel.

Die Regierung hatte am Vortag zwei Misstrauensanträge überstanden, einen davon unerwartet knapp. Für diesen fraktionsübergreifenden Misstrauensantrag einer liberalen Splitterpartei fehlten nur neun Stimmen bis zur Annahme mit absoluter Mehrheit. Knapp ein Drittel der konservativen Republikaner, die der Rentenreform Macrons grundsätzlich gewogen waren, hatten den Antrag unterstützt. Ein zweiter Antrag des rechspopulistischen Rassemblement National kam nur auf 94 von 287 notwendigen Stimmen.

Die Regierung konnte die Reform auf diese Weise verabschieden, weil sie den Verfassungsartikel 49.3 geltend gemacht hatte. Dieser sieht vor, dass ein Gesetz ohne Abstimmung im Parlament durchgesetzt werden kann, wenn die Regierung anschließend eingebrachte Misstrauensanträge übersteht.

Das Vorhaben sorgt seit Wochen landesweit für Proteste in Frankreich, bei denen sich auch viel Unmut über die Inflation, Politikverdrossenheit und eine wachsende Ablehnung des Präsidenten ausdrücken.

(P.Vasilyevsky--DTZ)

Empfohlen

Trump unterzeichnet Gesetz gegen "Racheporno"-Bilder

In den USA ist das Veröffentlichen intimer Aufnahmen ohne Zustimmung der Gezeigten künftig verboten. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete am Montag ein Gesetz gegen sogenannte Rachepornografie (Englisch: revenge porn), das der Kongress nach seinem Amtsantritt mit großer Mehrheit beschlossen hatte. Auch mit Künstlicher Intelligenz (KI) erstellte Bilder sind betroffen.

Viele gute Smartwatches in Untersuchung der Stiftung Warentest

Sie messen den Puls und zeigen Nachrichten an: Die Stiftung Warentest hat Smartwatches und Fitnessarmbänder getestet und kann viele Produkte empfehlen. Wie die Warentester in Berlin am Montag mitteilten, gab es für die insgesamt 29 Geräte 20-mal die Note "gut", neunmal ein "Befriedigend". Gute Geräte gibt es bereits für rund 50 Euro. Das teuerste Produkt im Test lag bei 972 Euro.

Vergleich nach Musterverfahren: Sparer sollen Zinsnachzahlungen bekommen

Mögliche Zinsnachzahlung für zahlreiche Sparer: Nach einer Musterfeststellungsklage des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) wegen der Berechnung von Zinsen hat sich die Stadtsparkasse München auf einen Vergleich mit den Verbraucherschützern geeinigt. "Rund 2400 Prämiensparer:innen bleiben von einer längeren gerichtlichen Hängepartie verschont und erhalten stattdessen unkompliziert Geld nachgezahlt", erklärte der vzbv am Montag. Das Gericht genehmigte den Vergleich nach eigenen Angaben. Nun müssen die Verbraucher noch zustimmen.

Umfrage: Großteil der Menschen in Deutschland durch Energiepreise belastet

Die Energiepreise in Deutschland machen den Menschen einer Umfrage zufolge zu schaffen. Wie das Vergleichsportal Verivox in Heidelberg am Montag mitteilte, fühlen sich 88 Prozent durch hohe Energiekosten belastet, 84 Prozent sorgen sich um die zukünftige Entwicklung. Bei Menschen mit Öl- oder Gasheizung ist die Sorge demnach höher als bei Haushalten mit Wärmepumpe.

Textgröße ändern: