Deutsche Tageszeitung - EU sperrt Luftraum für die Boeing 737 MAX 8

EU sperrt Luftraum für die Boeing 737 MAX 8


EU sperrt Luftraum für die Boeing 737 MAX 8
EU sperrt Luftraum für die Boeing 737 MAX 8 / Foto: ©

Nach dem Flugzeugabsturz einer Boeing 737 MAX 8 in Äthiopien hat die EU vorsorglich ihren gesamten Luftraum für Maschinen dieses Typs gesperrt. Die Regelung greife ab Dienstagabend 20.00 Uhr (MEZ) und gelte auch für Flüge von Anbietern aus Nicht-EU-Ländern in die EU, teilte die europäische Luftfahrtbehörde EASA mit. Zuvor hatten schon Deutschland und andere Staaten rund um den Globus den Flieger aus ihrem Luftverkehr verbannt.

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Die EASA erklärte, sie unternehme "jeden Schritt, um die Sicherheit von Passagieren zu gewährleisten". Bei der Sperrung handle es sich um eine Vorsichtsmaßnahme. Es sei "noch zu früh, Schlussfolgerungen zu den Gründen des Absturzes zu ziehen", erklärte sie. Neue Erkenntnisse zum Absturz der Ethiopian-Airlines-Maschine würden laufend ausgewertet.

In Deutschland gilt die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) veranlasste Sperrung des Luftraums für die Boeing 737 MAX 8 auf unbestimmte Zeit. "Bis alle Zweifel ausgeräumt sind, habe ich veranlasst, dass der deutsche Luftraum für die Boeing 737 MAX ab sofort gesperrt wird", sagte Verkehrsminister Scheuer dem Nachrichtensender ntv. Als erstes europäisches Land hatte zuvor Großbritannien einen Bann für die Maschine verhängt.

Bei deutschen Fluggesellschaften werden zur Zeit zwar noch keine Boeing 737 MAX im regelmäßigen gewerblichen Linienverkehr mit Passagieren eingesetzt, wie das Luftfahrt-Bundesamt mitteilte. In den vergangenen vier Wochen flog laut Eurocontrol aber 79 Mal eine Boeing 737 MAX nach Deutschland ein. Betreiber waren ausländische Airlines.

Am Sonntag war eine Boeing 737 MAX 8 der Ethiopian Airlines kurz nach dem Start abgestürzt. Alle 149 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Erst im Oktober war eine solche Maschine der indonesischen Fluggesellschaft Lion Air kurz nach dem Start verunglückt. Es ist höchst ungewöhnlich, dass binnen kurzer Zeit zwei Flugzeuge eines neuen Modells abstürzen.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA forderte von dem US-Flugzeugbauer zunächst lediglich Nachbesserungen an den Maschinen, unter anderem am Kontrollsystem. Sie ordnete aber nicht an, dass die 737 MAX 8 am Boden bleiben muss.

In Indien dagegen dürfen die Flieger zunächst nicht mehr abheben. Das Ministerium für zivile Luftfahrt entschied am Dienstag, dass die 737 MAX bis zu "angemessenen" Sicherheitsmaßnahmen am Boden bleiben müssen.

Die Gründe für den Absturz sind noch unklar, Experten vermuten einen Software-Problem. Die neuen Maschinen vom Typ Boeing MAX verfügen über das Kontrollsystem MCAS, das unter anderem dafür sorgen soll, dass die Flugzeugnase nicht zu weit hochgezogen wird, um so einen Strömungsabriss zu vermeiden. Experten vermuten, dass in Äthiopien die Funktion sich einschaltete, obwohl der Jet nach dem Start regulär im Steigflug lag, wodurch die Nase heruntergedrückt wurden und so der Strömungsabriss eintrat.

Die Abstürze sind für Boeing ein schwerer Imageschaden. Die 737-MAX-Serie galt bislang als Verkaufsschlager, seit 2017 gaben dem Konzern zufolge rund hundert Käufer insgesamt mehr als 5000 Bestellungen ab.

An der Börse brach der Kurs von Boeing am Montag um mehr als fünf Prozent ein, am Dienstag ging es weiter nach unten. Der US-Flugzeugbauer verschob den geplanten Marktstart seines Langstreckenjets 777X auf unbestimmte Zeit.

US-Präsident Donald Trump twitterte, die modernen Maschinen seien "zu komplex" geworden. Im Cockpit seien nicht mehr Piloten erforderlich, sondern "Computerwissenschaftler". Der Präsident kritisierte den technischen Fortschritt insgesamt: "Ich sehe das bei vielen Produkten: Immer danach streben, einen unnötigen Schritt weiterzukommen, wenn oft das Alte und Einfache viel besser ist."

(P.Vasilyevsky--DTZ)

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