Deutsche Tageszeitung - Anti-Chemiewaffen-Organisation verbietet Nervengift Nowitschok

Anti-Chemiewaffen-Organisation verbietet Nervengift Nowitschok


Anti-Chemiewaffen-Organisation verbietet Nervengift Nowitschok
Anti-Chemiewaffen-Organisation verbietet Nervengift Nowitschok / Foto: ©

Eineinhalb Jahre nach dem versuchten Mordanschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia hat die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) das bei der Attacke verwendete Nervengift Nowitschok verboten. Es sei "das erste Mal in der Geschichte", dass die in der Chemiewaffenkonvention von 1997 beschlossene Liste mit verbotenen Substanzen erweitert werde, sagte OPCW-Chef Fernando Arias am Mittwoch beim Jahrestreffen der Organisation in Den Haag.

Textgröße ändern:

Unter großem Applaus beschlossen die Delegierten der 193 Mitgliedstaaten das Verbot von Nowitschok. Die Einigung zeige, dass eine Anpassung der Chemiewaffenkonvention an "sich verändernde Bedrohungen" möglich sei, sagte Arias. Das US-Außenministerium erklärte, der US-Gesandte Tom DiNanno begrüße den "Konsens", mit dem über die Erweiterung der Verbotsliste entschieden worden sei.

Der Entscheidung in Den Haag waren Monate heftiger Diskussionen zwischen den OPCW-Mitgliedstaaten Russland und USA vorausgegangen.

Washington und andere westliche Regierungen beschuldigen die russischen Geheimdienste, hinter dem Anschlag auf den russischen Ex-Agenten Skripal und seine Tochter in Großbritannien im März 2018 zu stecken. Die beiden überlebten den Anschlag nur knapp. Eine Britin, die in der Region Salisbury mit Nowitschok in Kontakt gekommen war, starb hingegen Ende Juni 2018. Moskau weist die Vorwürfe zurück und gibt an, alle Chemiewaffen zerstört zu haben.

Kanada, die Niederlande und die USA beantragten nach den Nowitschok-Attacken in Großbritannien ein internationales Verbot von den in der Sowjetunion entwickelten Nervengiften. Daraufhin reichte Russland einen Antrag auf ein Verbot von auf Nowitschok basierenden Kampfstoffen ein, die laut Moskau zwischenzeitlich von den USA entwickelt wurden. Die Delegierten nahmen nun beide Anträge an.

Der Beschluss markierte einen seltenen Moment der Einigkeit in dem von Konflikten zwischen Russland und den westlichen Mitgliedstaaten geprägten OPCW-Jahrestreffen. Moskau lehnte etwa den neuen Haushaltsplan der Organisation ab, in dem eine neue Arbeitsgruppe zur Ermittlung der Verantwortlichen für Chemiewaffenangriffe in Syrien vorgesehen ist. Die mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad verbündete Regierung in Moskau hat stets bezweifelt, dass Regierungstruppen in Syrien Chemiewaffen eingesetzt haben.

(P.Tomczyk--DTZ)

Empfohlen

Bundestag setzt Familiennachzug bei Geflüchteten aus - große Mehrheit bei Votum

Der Bundestag hat am Freitag mit großer Mehrheit einer Aussetzung der Familiennachzugs bei Geflüchteten ohne Asylstatus für zwei Jahre zugestimmt. Der Gesetzentwurf aus dem Haus von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) betrifft die Angehörigen von Menschen, die ohne anerkannten Asylstatus in Deutschland leben. Sie sollen künftig nur noch in Ausnahmefällen nach Deutschland kommen dürfen.

Emotionale Debatte in Bundestag über Familiennachzug - Dobrindt wirbt für Gesetz

In einer zum Teil emotional geführten Debatte hat der Bundestag am Freitag über die geplante Aussetzung des Familiennachzugs für Geflüchtete ohne Asylstatus diskutiert. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) rechtfertigte das Gesetz mit der Notwendigkeit einer Begrenzung des Zuzugs nach Deutschland: Die Vorlage achte die Belastungsgrenzen von Staat und Gesellschaft und wirke so auch der Polarisierung im Land entgegen. Die AfD kündigte ihre Zustimmung an. Linke und Grüne kritisierten die Vorlage als inhuman.

Anklage in Zusammenhang mit mutmaßlichem Anschlagsplan auf Taylor-Swift-Konzert

Knapp elf Monate nach der Vereitelung von Anschlagsplänen auf Konzerte des US-Popstars Taylor Swift in Wien hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe in dem Zusammenhang einen Jugendlichen angeklagt. Mohammad A. habe Kontakt zu dem 19-Jährigen gehabt, der den Anschlag geplant habe, erklärte die Behörde am Freitag. A. soll ihm bei den Anschlagsvorbereitungen geholfen haben. Er ist demnach Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).

"Politbarometer": Union und SPD weiter ohne Mehrheit - Großteil zufrieden mit Merz

Die aktuelle Regierungskoalition aus Union und SPD kommt auch im neuen "Politbarometer" weiterhin nicht auf eine Mehrheit. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, kämen der am Freitag veröffentlichten ZDF-Umfrage zufolge CDU und CSU zwar auf 29 Prozent - ein Plus von zwei Prozentpunkten im Vergleich zur Erhebung Anfang Juni. Die SPD wird jedoch unverändert bei 15 Prozent gesehen. Union und SPD würden damit ganz knapp eine parlamentarische Mehrheit verfehlen.

Textgröße ändern: