
Weltweite Klimaproteste erhöhen Druck auf Politik vor UN-Klimagipfel

Vor der Weltklimakonferenz in Madrid sind rund um den Globus zehntausende Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen. Die weltweiten Klimaproteste begannen am Freitag in Australien und gingen in Asien und Europa weiter. In Deutschland folgten vielerorts Demonstranten dem Aufruf der Schülerbewegung Fridays for Future. In mehreren Städten protestierten Klimaaktivisten am sogenannten "Black Friday" gegen übertriebenen Konsum zu Lasten der Umwelt.
In Hamburg waren nach Angaben der Polizei rund 30.000 Demonstranten unterwegs, in der Hauptstadt Berlin sprach sie von mehreren zehntausend. In München zählten die Beamten etwa 17.000 Teilnehmer.
In der australischen Millionenmetropole Sydney, die wegen der nahegelegenen Waldbrände erneut unter einer dichten Rauchwolke hing, versammelten sich hunderte Schüler und Aktivisten vor der Parteizentrale der Regierungspartei. Die Demonstranten machten den Klimawandel für die schlimmen Waldbrände verantwortlich, die seit Wochen im Südosten Australiens wüten. "Ihr verbrennt unsere Zukunft", stand auf einem Plakat.
Die Proteste richteten sich vor allem gegen Premierminister Scott Morrison, der bestreitet, dass die Brände zu den Auswirkungen des Klimawandels in Australien gehören. "Die Untätigkeit unserer Regierung in der Klimakrise hat die Waldbrände angeheizt", sagte dagegen die Aktivistin Shiann Broderick, die die Schulstreiks in Australien anführt.
Auch in Asien und der Pazifikregion folgten Demonstranten dem Protestaufruf der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg. In Japans Hauptstadt Tokio zogen hunderte Demonstranten durch den betriebsamen Stadtteil Shinjuku. In der von Smog geplagten indischen Hauptstadt Neu-Delhi marschierten dutzende Schüler und Studenten vor das Umweltministerium.
Auch in Warschau, Budapest, Athen, Rom und Kopenhagen forderten insbesondere junge Menschen verstärkte Anstrengungen zum Klimaschutz. In Frankreich richteten sich mehrere Proteste auch gegen übertriebenen Konsum - der Klimastreik fiel auf den "Black Friday", an dem Handelskonzerne mit Rabatten locken und durch den Paketversand zusätzliche Abgase erzeugt werden. In Madrid enthüllte die Umweltschutzorganisation Greenpeace ein Plakat, auf dem Konsumrausch mit der Klimakrise gleichgesetzt wurde.
Ausgerechnet am Tag des weltweiten Klimastreiks stoppte der Bundestag wichtige Teile des Klimapakets. Die Länderkammer verweigerte den steuerlichen Neuregelungen, zu denen die Pendlerpauschale und die Steuerermäßigung auf Bahntickets gehören, die Zustimmung. Nun muss im Vermittlungsausschuss ein Kompromiss gefunden werden, was den Zeitplan der Regierung in Gefahr bringt.
Fortschritte auf internationaler Ebene erhoffen sich Klimaschutzaktivisten von der UN-Klimakonferenz, die vom 2. bis 13. Dezember in Madrid stattfindet. Die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch forderte von der Europäischen Union, eine Vorreiterrolle in Sachen Klimapolitik zu übernehmen. Die Protestaktionen hunderttausender Menschen machten deutlich, dass "die Zeit zu handeln schon lange gekommen" sei.
Eine Umfrage im Auftrag des Europaparlaments ergab, dass aus Sicht der Bürger der Kampf gegen den Klimawandel für die Abgeordneten die höchste Priorität haben sollte. In elf Mitgliedstaaten wurde das Thema am häufigsten genannt. EU-weit forderten demnach 32 Prozent der Befragten, den Klimaschutz ganz oben auf die Agenda zu setzen.
(U.Stolizkaya--DTZ)