
Hunderte Festnahmen bei neuen Massenprotesten gegen Einbürgerungsreform in Indien

Bei erneuten Massenprotesten gegen das neue Einbürgerungsrecht in Indien hat es Ausschreitungen und hunderte Festnahmen gegeben. Gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei wurden am Donnerstag aus den Bundesstaaten Uttar Pradesh im Nordosten, Gujarat im Nordwesten und Karnataka im Südwesten des Landes gemeldet. Mitunter wurden Proteste unterbunden, indem Demonstranten in Polizeibusse verfrachtet und Mobilfunkverbindungen unterbrochen wurden. In der Hauptstadt Neu Delhi wurden Metrostationen gesperrt.
Die größte Demonstration des Tages fand mit 60.000 Teilnehmern in Malegaon im zentralen Bundesstaat Maharashtra statt. In Kolkata gab es Schätzungen zufolge mehr als 40.000 Demonstranten, in Mumbai mehrere tausend.
Indien hat eine mehrheitlich hinduistische Bevölkerung von insgesamt 1,3 Milliarden Menschen, von denen rund 200 Millionen Muslime sind. Auslöser der Proteste ist ein vergangene Woche vom Oberhaus verabschiedetes Staatsbürgerschaftsgesetz. Es sieht für nicht-muslimische Einwanderer aus Indiens Nachbarstaaten Bangladesch, Pakistan und Afghanistan Vereinfachungen bei der Einbürgerung vor.
Gegner des Gesetzes sehen dadurch die Neutralität des Staates in Glaubensfragen bedroht. Regierungschef Narendra Modi aber rechtfertigte die Änderung, weil Muslime in Bangladesch, Pakistan und Afghanistan keines Schutzes bedürften.
Schon vorige Woche hatte es Massenproteste gegen die Einbürgerungsreform gegeben. Dabei kamen sechs Menschen ums Leben, Dutzende weitere wurden verletzt. Am Mittwoch erließen die Behörden in weiten Teilen Indiens Versammlungsverbote. Betroffen waren Bürger im gesamten Bundesstaat Uttar Pradesh, in Teilen des Bundesstaates Bihar sowie in ganz Bangalore, der Hauptstadt von Karnataka. Auch für Gebiete im Nordosten des Landes sowie Teile der Städte Neu Delhi, Bihar, Hyderabad und Chennai galten Versammlungsverbote.
In Samhbal in Uttar Pradesh widersetzten sich am Donnerstag hunderte Demonstranten dem Verbot. Sie steckten Fahrzeuge in Brand und bewarfen Sicherheitskräfte mit Steinen. Die Polizei habe darauf mit dem Einsatz von Tränengas reagiert, sagte Polizeichef Yamuna Prasad der Nachrichtenagentur AFP. Auch in Uttar Pradeshs Hauptstadt Lucknow und in Gujarat, dem Heimatstaat von Indiens Regierungschef Narendra Modi, ging die Polizei mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcke gegen Demonstranten vor.
(V.Korablyov--DTZ)