
Coronakrise führt zu Schulschließungen in nahezu ganz Deutschland

Die Coronakrise führt in Deutschland zu immer drastischeren Einschnitten im Alltag: Bundesweit schließen in der kommenden Woche fast alle Schulen und Kitas. Bis zum Freitagnachmittag gaben die meisten Bundesländer bekannt, dass sämtlicher Unterricht ab Montag ausfällt. Teilweise soll auch der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt werden. Inzwischen starben in Deutschland sieben Menschen infolge der Virusinfektion.
Die Bundesländer entschieden sich zu den Schulschließungen, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. "Wir haben es mit einer sehr ernsten und komplexen Bedrohung zu tun", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). "Diese Pandemie stellt uns vor eine der größten Herausforderungen überhaupt." In Nordrhein-Westfalen wurden bislang 688 und damit die meisten Coronafälle aller Bundesländer registriert. Bundesweit infizierten sich laut den aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) bis Donnerstag 2369 Menschen.
In Nordrhein-Westfalen stehen am Montag und Dienstag die Lehrer noch in den Schulen zur Organisation von Betreuungsmöglichkeiten für die Schüler bereit. Auch in Sachsen fällt der Unterricht ab Montag zwar aus, die Schüler können jedoch weiterhin in der Schule von ihren Lehrern betreut werden.
Auch das Verbieten von Veranstaltungen geht weiter: Etwa die niedersächsische Stadt Osnabrück untersagte Tanzveranstaltungen bis auf Weiteres. Neben den Schließungen von Schulen und Kitas wurden in Baden-Württemberg Veranstaltungen ab hundert Teilnehmern verboten. Die Landeshauptstadt Stuttgart ordnete an, Bars, Klubs, Kinos, Bäder und viele weitere Einrichtungen sofort zu schließen.
Darüber hinaus will Baden-Württemberg Besuche im Krankenhaus ab der kommenden Woche zu verbieten. Auch Bayern untersagte Besuche von Angehörigen in Alten- und Pflegeheimen weitgehend. Ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sind besonders gefährdet durch das Virus.
In Rheinland-Pfalz muss wegen der Coronakrise der Beginn der mündlichen Abiturprüfungen von kommender Woche auf den 23. März verschoben werden. Auch in Schleswig-Holstein sollen die demnächst anstehenden Abiturprüfungen auf die ohnehin bereits eingeplanten regulären Nachholtermine nach den Osterferien verlegt werden.
Mehrere Bundesländer kündigten an, es solle für Kinder, deren Eltern in für die Versorgung und Sicherheit unverzichtbaren Berufen arbeiteten, eine Notbetreuung geben. Dazu zählten etwa Pflege- und Gesundheitseinrichtungen, Polizei, Justiz oder Feuerwehr. Denn die Bundesländer sind sich darin einig, dass das Gesundheitswesen und die Sicherheit der Bevölkerung so wenig wie möglich unter den Maßnahmen leiden sollen.
In Berlin soll allerdings der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt werden. Auch das Saarland will den grenzüberschreitenden Verkehr nach Frankreich ab Montag einstellen.
Mecklenburg-Vorpommern kündigte bislang nur die Schließung von Schulen und Kitas in Rostock und dem Landkreis Ludwigslust-Parchim an. Am Samstag könnte bei einer Sondersitzung des Kabinetts jedoch die landesweite Schließung beschlossen werden.
Nicht alle Bundesländer beginnen schon am Montag mit den Maßnahmen. Brandenburger Schulen sollen erst am Mittwoch schließen, Thüringen und Baden-Württemberg beginnt am Dienstag mit den Maßnahmen. Hessen äußerte sich zunächst noch nicht offiziell zu Schulschließungen, der Hessische Rundfunk berichtete jedoch über entsprechende Pläne.
Das Robert-Koch-Institut begrüßte die Maßnahmen. RKI-Präsident Lothar Wieler nannte Schulschließungen ein "gutes Mittel", um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Der RKI-Chef machte auch darauf aufmerksam, dass jemand die Kinder betreuen müsse. "Wir reden ja hier von einer Epidemie, die noch Wochen und Monate durch unser Land geht", betonte Wieler. Angesichts dessen müsse überlegt werden, wie lange bestimmte Maßnahmen aufrecht erhalten würden. Die meisten Bundesländer kündigten an, die Schulen und Kitas zunächst bis zum Ende der Osterferien geschlossen zu lassen.
Unterdessen soll die Kommunalwahl in Bayern ungeachtet der Coronaviruspandemie am Sonntag stattfinden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte aber an, dass für mögliche Stichwahlen ab Montag Briefwahlunterlagen verschickt würden. Etwa zehn Millionen Menschen sind am Sonntag im Freistaat zur Kommunalwahl aufgerufen.
(V.Korablyov--DTZ)