Deutsche Tageszeitung - Verband: Drastischer Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff

Verband: Drastischer Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff


Verband: Drastischer Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff
Verband: Drastischer Anstieg antisemitischer Vorfälle seit dem Hamas-Angriff / Foto: © AFP/Archiv

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist seit dem Hamas-Angriff auf Israel drastisch angestiegen. Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (Rias) dokumentierte einem am Dienstag veröffentlichten Bericht zufolge vom 7. Oktober, dem Tag des Angriffs, bis zum 9. November 994 solcher Vorfälle. Dies sind im Schnitt 29 Fälle am Tag und damit mehr als vier Mal so viele wie der Vorjahresdurchschnitt von sieben täglich.

Textgröße ändern:

Die Rias-Stellen berichten den Angaben zufolge zudem von einem anhaltend hohen Meldeaufkommen. Unter den 994 antisemitischen Vorfällen sind laut Bericht drei Fälle extremer Gewalt, 29 Angriffe und 72 gezielte Sachbeschädigungen. Bei der Mehrheit von 854 Fällen handelte es sich um "verletzendes Verhalten", also zum Beispiel antisemitische Äußerungen. 177 davon waren laut Rias antisemitische Versammlungen.

Vermehrt von antisemitischen Vorfällen betroffen waren Jüdinnen und Juden demnach an Orten ihres Alltags wie der Nachbarschaft, ihrem Arbeitsplatz oder an Hochschulen. So wurden den Rias-Meldestellen allein im direkten Wohnumfeld 59 Fälle bekannt. Diese reichen dabei von antisemitischen Schmierereien über abgelegte antisemitische Flugblätter bis hin zu körperlichen Angriffen.

An den Hochschulen nimmt der Antisemitismus ebenfalls zu - in der Form von antiisraelischer Propaganda, antisemitischen Schmierereien und Flyern. Insgesamt 37 Vorfälle registrierte Rias hier. Wenn jüdische Studierende dem Campus aus Sorge vor antisemitischen Erfahrungen fernblieben, erklärte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz, seien ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen aber auch die Hochschulleitungen in der Pflicht. Diese müssten "mit aller Konsequenz gegen Antisemitismus vorzugehen".

Der Bericht schlüsselt die dokumentierten Vorfälle auch nach politischem Hintergrund auf. Knapp jeder fünfte der 994 Fälle wurde demnach dem antiisraelischen Aktivismus zugeordnet. Weitere sechs Prozent wurden als islamisch/islamistisch, fünf Prozent als links oder antiimperialistisch eingestuft.

Jeweils knapp zwei Prozent entfallen auf den rechtsextremen und den verschwörungsideologischen Hintergrund. In 63 Prozent der Fälle war der politische Hintergrund hingegen unbekannt.

(T.W.Lukyanenko--DTZ)

Empfohlen

Zwei Euro pro Päckchen: Brüssel plant Gebühr auf Sendungen aus Nicht-EU-Ländern

Die Europäische Kommission plant eine Zusatzgebühr in Höhe von zwei Euro auf Päckchen aus Ländern außerhalb der EU. "Wir sprechen über zwei Euro pro Paket", sagte EU-Handelskommissar Maros Sefcovic am Dienstag im Binnenmarktausschuss des Europaparlaments. Die Gebühr soll steigende Kosten beim Zoll wegen der großen Zahl von Bestellungen bei Billig-Onlinehändlern wie Shein oder Temu decken.

US-Unternehmen soll Atomenergie in Vietnam ausbauen

Das US-Energieunternehmen Westinghouse Electric soll in Vietnam den Ausbau der Atomenergie vorantreiben. Der staatliche Energiekonzern PetroVietnam unterzeichnete am Dienstag eine entsprechende Vereinbarung mit Westinghouse, wie der vietnamesische Industrie- und Handelsminister, Nguyen Hong Dien, mitteilte. Die Kooperation mit dem US-Konzern sei "eine wichtige treibende Kraft, die zum Ausgleich der Handelsbilanz zwischen Vietnam und den USA beiträgt".

Klingbeil dringt auf Reformen: "Sonst kommen die mit der Kettensäge"

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat mit drastischen Worten auf Reformen in Deutschland gedrängt. "Wir müssen das Leben für die Unternehmen und die Menschen in diesem Land wieder einfacher machen", sagte Klingbeil am Dienstag auf dem ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow. Gelinge dies nicht, "dann kommen die mit der Kettensäge und der Axt, die vielleicht auch den Rechtsstaat in Frage stellen", warnte er.

TV-Geschäft in Deutschland macht Vodafone zu schaffen

Das durchwachsene TV-Geschäft in Deutschland hat sich beim britischen Telekommunikationsriesen Vodafone auf das Jahresergebnis des Konzerns durchgeschlagen. Wie Vodafone am Dienstag in London mitteilte, betrug der Nettoverlust im Ende März geendeten Geschäftsjahr 4,17 Milliarden Euro, nach einem Gewinn von 1,14 Milliarden Euro im Vorjahr. Für 2025 erwartet das Unternehmen eine Erholung in Deutschland.

Textgröße ändern: