Deutsche Tageszeitung - Bundesregierung hebt Prognose an - Stimmung in Unternehmen steigt

Bundesregierung hebt Prognose an - Stimmung in Unternehmen steigt


Bundesregierung hebt Prognose an - Stimmung in Unternehmen steigt
Bundesregierung hebt Prognose an - Stimmung in Unternehmen steigt / Foto: © AFP

Die Bundesregierung hebt ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr minimal an. Sie rechnet mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent im Vorjahresvergleich, das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als im Februar. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Mittwoch bei der Vorstellung der Frühjahrsprognose, Deutschland sei auf dem Weg, die akuten Krisen "soweit in den Griff zu bekommen". Für höhere Wachstumsraten seien aber strukturelle Veränderungen nötig.

Textgröße ändern:

"Wir korrigieren unsere konjunkturellen Erwartungen für das laufende Jahr moderat nach oben", sagte Habeck. Grund seien "Zeichen für eine leichte konjunkturelle Aufhellung" im Jahresverlauf.

Seit Jahresbeginn gehe es etwa wegen deutlich gesunkener Energiepreise bei der Produktion "spürbar bergauf", sagte Habeck. Mit den Energiepreisen gehe auch die Inflation weiter zurück. Das stärke die Kaufkraft der Menschen und stütze die Erholung des privaten Konsums. Die Regierung rechnet mit einer Inflationsrate von 2,4 Prozent in diesem Jahr. Die Zahlen nährten die Hoffnung, dass die Wirtschaft wieder da hinkommen wird, "wo wir vor dem russischen Angriffskrieg einmal waren", sagte Habeck.

"Trotz dieser Hoffnungssignale machen mir die strukturellen Probleme des Standorts weiterhin Sorge", warnte der Wirtschaftsminister. Deutschland sei gegenüber anderen Ländern in der Wettbewerbsfähigkeit abgefallen. "Weil es so gut lief, haben wir uns eine gewisse Schludrigkeit erlaubt", sagte Habeck.

Zu den für höhere Wachstumsraten notwendigen strukturellen Veränderungen gehören laut Minister die Stärkung von Innovationen und der Abbau unnötiger Bürokratie, aber auch Arbeitsanreize, "damit mehr Menschen freiwillig mehr und länger arbeiten". Eine wichtige Rolle spiele auch die Europäische Zentralbank mit ihren Leitzinsentscheidungen: Bleibe die erwartete Zinssenkung im Juni aus, könnten sich Investitionsentscheidungen der Wirtschaft verzögern, was sich wiederum auf das Wachstum auswirken könnte.

Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Martin Wansleben, kritisierte, nötig für die Unternehmen sei ein "deutliches Aufbruchssignal". Er forderte die Politik auf, über die Abschaffung des Solidaritätszuschlags nachzudenken und eine Investitionsprämie für Klimaschutzmaßnahmen einzuführen. Wansleben rechnet damit, dass auch 2024 "ein schwieriges Jahr für die deutsche Wirtschaft wird".

Leichte Anzeichen für eine Verbesserung sieht das Münchener Ifo-Institut: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im April den dritten Monat in Folge. Die Betriebe waren zufriedener mit den laufenden Geschäften und auch die Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus. "Die Konjunktur stabilisiert sich", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die bisherigen Erfahrungen hätten gezeigt, "dass drei aufeinanderfolgende Anstiege auf einen Wendepunkt der wirtschaftlichen Lage hindeuten", erläuterte ING-Analyst Carsten Brzeski. Der Index habe ein Niveau erreicht, auf dem er zuletzt im vergangenen Sommer gelegen hatte. Der Optimismus kehre zurück.

Für das kommende Jahr rechnet die Regierung mit einem Wachstum von 1,0 Prozent. Die Inflationsrate wird nach ihrer Einschätzung 2025 bei 1,8 Prozent liegen.

(V.Sørensen--DTZ)

Empfohlen

Rund ein Viertel der Kinder in Deutschland lebt in kinderreichen Familien

Rund ein Viertel der Kinder in Deutschland lebt in kinderreichen Familien. Insgesamt 26 Prozent der Kinder wohnten im vergangenen Jahr mit zwei oder mehr Geschwistern zusammen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Knapp jedes dritte Kind (30 Prozent) wächst allerdings ohne Geschwister auf.

Nach Leitzins-Entscheidung: Trump droht mit Entlassung von Notenbankchef Powell

US-Präsident Donald Trump hat den Notenbankchef des Landes, Jerome Powell, erneut zu einer Umkehr bei der Zinspolitik aufgefordert und mit dessen Entlassung gedroht. Er habe Powell auf jede mögliche Art und Weise dazu aufgefordert, den Leitzins zu senken, erklärte Trump am Freitag (Ortszeit) in seinem Onlinedienst Truth Social. "Ich war nett, ich war neutral, und ich war gemein, und nett und neutral haben nicht funktioniert", schrieb er weiter.

Mindestlohn: IG Metall für einvernehmliche Lösung - Bas vertraut auf Kommission

In der Debatte über einen höheren Mindestlohn hat die Gewerkschaft IG Metall die Sozialpartner in der Mindestlohnkommission zu einer einvernehmlichen Lösung gedrängt. "Wir erwarten eine Einigung in der Mindestlohnkommission", sagte Gewerkschaftschefin Christiane Benner der "Rheinischen Post" vom Samstag. Sie sei "sicher", dass die Kommission dies schaffen werde. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) unterstrich ebenfalls ihr Vertrauen in das Gremium.

Bas sieht kein Einsparpotenzial durch schärfere Sanktionen beim Bürgergeld

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) sieht wenig Einsparpotenzial durch verschärfte Sanktionen beim Bürgergeld. "Die Sanktionen werden nicht helfen", sagte sie im Interview der Woche des Deutschlandfunks. Es sei eine falsche Annahme, dass sich über unkooperative Empfängerinnen und Empfänger von Bürgergeld viel Geld sparen lasse. "Die Wahrheit ist, wenn man sich die Zahlen anschaut, die sogenannten Totalverweigerer sind eine geringe Anzahl", sagte Bas.

Textgröße ändern: